Heute ist der 11. November – bei Fasnächtlern hats schon geklingelt: In etlichen Gegenden im deutschsprachigen Raum markiert der «Elfte im Elften» den Anfang der Fasnachtszeit, sie beginnt exakt um 11 Uhr 11. Das Datum wird in der Nordwestschweiz zwar nicht begangen, doch auch hierzulande stecken Comités, Cliquen, Guggen und Schnitzelbänggler mitten in den Vorbereitungen für die nächste Fasnacht. Vielerorts ist die Vorfreude aber arg getrübt.

Zum Beispiel in Oberwil. Dort könnte der Umzug vom Sonntag, 7. Februar, der letzte gewesen sein: Dem Comité gehen die Mitglieder aus, es kann die Arbeit bald nicht mehr erledigen und rechnet mit dem Schlimmsten. Präsident Thomas Probst, unter Oberwiler Fasnächtlern als «Pröper» bekannt, sagt: «Wenn wir nicht bald neue Mitglieder finden, die auch bereit sind anzupacken, ist nach 2016 Schluss. Unsere Statuten sehen vor, dass wir dann die Buchhaltung und das Vermögen auf der Gemeinde deponieren.»

Das Comité versuchte es auch mit Aufrufen in der Lokalzeitung, dem Birsigtal-Boten. Gebracht hat es wenig. Interessierte sollten sich an einer Info-Veranstaltung melden, hiess es in einer Anzeige im «Bibo». Doch an jenem Abend Ende September erschien genau eine Person. Im Comité habe sich danach Ernüchterung breitgemacht, erzählt Präsident Probst. «Wir sind überaltert, einige Ressorts sind verwaist.» Er selber habe eigentlich schon vor drei Jahren aufhören wollen, nun halte er «noch ein wenig die Stellung».

Binningen spricht Notbatzen

Die Oberwiler Fasnacht gilt als die älteste und grösste im Leimental, die erste Ausgabe der «Schnägge-Fasnacht» fand 1952 statt. Wesentlich jünger ist die Fasnacht in Binningen – sie feierte in diesem Jahr ihr 25-Jahr-Jubiläum, 65 Formationen waren unterwegs. Ohne die Nothilfe der Gemeinde würde aber auch in Binningen das bunte Treiben künftig nur noch in der Dorfchronik stattfinden. Das Problem ist nicht der Nachwuchs, sondern das Geld. Die Gemeinde half Ende 2014 mit 3500 Franken aus, um die Jubiläums-Ausgabe zu sichern, in diesem Juli sprach der Gemeinderat denselben Betrag nochmals – für 2016.

«Ohne diese Hilfe ginge es nicht mehr», sagt Romeo Schmid, Präsident des Fasnachts-Comités Binningen. Die Strassenfasnacht sei zwar schon früher defizitär gewesen, mit dem Maskenball habe man sie aber quersubventionieren können. Das funktioniert nun nicht mehr: Weil am Ball immer weniger Leute erschienen, sank der Umsatz, das Comité stellte den Anlass vor einigen Jahren ein.

Schon mehr als einmal auf der Kippe stand die «Blätzbumser Fasnacht»: Weil Birsfelden sparen muss, wollte der Gemeinderat schon zweimal die Kosten für die Umleitung des 3er-Trams nicht mehr übernehmen – die Ersatzbusse kosten jeweils mehrere tausend Franken. Zuletzt stand der Beitrag 2014 zur Debatte, doch der Gemeinderat lenkte nochmals ein. Neben der Umleitung beteiligt sich die Gemeinde auch mit weiteren Leistungen am Umzug. So werden unter anderem keine Allmendgebühren erhoben, und die Werkhofmitarbeiter stehen im Einsatz – auch das gratis.

Dieses Muster findet sich in allen Gemeinden mit eigener Fasnacht: Die öffentliche Hand unterstützt die Anlässe in vielfältiger Form. Meist werden etwa die Bewilligungen, die Reinigung von Strassen und Plätzen, Saalmieten, Umleitungen für den Verkehr wie in Birsfelden und die Einsätze der Gemeindepolizei nicht oder nur teilweise in Rechnung gestellt. Trotz dieses Supports sind die Umzüge gefährdet. Denn die Organisation und Durchführung der Umzüge – diese Arbeit kann und will keine Gemeindeverwaltung übernehmen.

Für Oberwil gibt es doch noch einen kleinen Erfolg zu vermelden. Die Einwohnerin, die am Info-Abend erschienen ist, hat sich längerfristig verpflichten lassen: Sie übernimmt das Ressort Finanzen. «Das ist», sagt Comité-Präsident Thomas «Pröper» Probst, «doch schon mal ein Anfang.»